“Tribute for Georg Plasa”: BMW 320 Judd V8 beim Goodwood Festival of Speed 2018
Wenn Euch Georg Plasas Name geläufig ist, wisst ihr, dass der oberbayerische Motorsportler 2011 bei einem Bergrennen mit seinem BMW 134 Judd tödlich verunglückte. Damit die Erinnerung nach seinem Tod an ihn nicht verblasst, beschloss Klaus Wohlfarth, Gründer und Geschäftsführer von KW automotive und ein enger Freund von Georg, dessen alten 320 als motorsportliches Andenken wiederaufzubauen. Als Fahrer wurde ich für diese ehrenvolle Aufgabe ausgewählt.
Zur Jubiläumsausgabe des Goodwood Festival of Speed wurde das Team samt des Rennwagens vom Veranstalter, Charles Gordon-Lennox, 11. Duke of Richmond, eingeladen.
Für mich waren es wahnsinnig emotionale Tage, ich habe mich viele Male an die Momente mit meinem alten Freund Georg erinnert, und ganz besonders oft kam mir in den Sinn, dass wir beide immer wieder mal unseren Gedanken den Lauf ließen, was man denn motorsportlich noch so alles anstellen müsste. Und da war neben der Nordschleife (die er leider nicht mehr erleben konnte) und dem ehrwürdigen Pikes Peak auch immer wieder mal der Hillclimb von Goodwood ein zentrales Thema unserer Spinnereien. Ungefähr so: „Jörg, denen müssten wir endlich mal zeigen, was man mit einem gescheiten Bergrennauto dort machen kann!“ Und dann reisten wir in Gedanken mit dem Osella und dem 320 Judd V8 im Gepäck nach Goodwood…!
Und deswegen war es für mich – so banal es klingt – am vergangenen Wochenende die Erfüllung seines Traums. Und ich habe Georg nur vertreten.
Dabei war es mir ein zentrales Anliegen, dass ich ihn würdig vertrete. Dazu gehörte, dass ich es so angegangen bin, wie er es gemacht hätte und wie wir beide es immer gemacht haben. Ich habe mich im Auto trotz aller Ehrfurcht und Emotion, trotz für mich fast unmöglicher Sitzposition und trotz fehlendem ABS, defekter Traktionskontrolle und ein paar sonstigen Unpässlichkeiten ganz wohl gefühlt. Und dachte mir vor jedem Lauf: Wenn er nicht wollen würde, dass ich mit seinem Auto hier halbwegs zügig den Berg hochfahre, dann wird er mir das schon zeigen und rechtzeitig für ein paar Zündaussetzer beim Judd sorgen. Die kamen aber nicht und so scheint es ihm wohl gefallen zu haben, was wir da in England zu seinen Ehren getrieben haben! Und nachdem die Sonne so schön gelacht hat und der Himmel so klar war, hatte er bestimmt eine gute Sicht auf unser Treiben!
Ich möchte auch an dieser öffentlichen Stelle noch einmal der ganzen Mannschaft danken, die das Wochenende zu Georg’s Ehren möglich gemacht hat. Sei es der Mut, sich dafür zu entscheiden, das Gerät unseres unvergessenen gemeinsamen Freundes mit aller Konsequenz und vielen Unwägbarkeiten wieder einsatzfähig zu machen, sei es die riesengroße Orga drumherum, die für mich als Außenstehender zeitweise Charakter eines Vollzeitjobs hatte, sei es die Zähigkeit aller, die sich die Tage und Nächte um die Ohren geschlagen haben um das Ziel zeitgerecht umzusetzen, aus dem „Rolling Chassis“ nicht nur ein Ausstellungsstück sondern ein einsatzfähiges Rennauto zu schaffen ohne dabei Geschichte oder Patina zu zerstören oder sei es das Vertrauen in mich, dieses ehrenvolle Gerät so zügig auf dieser Strecke bewegen zu dürfen.
Never forget!
FIA Hill Climb Masters in Gubbio
Nach dem spektakulären Auftritt beim Goodwood Festival of Speed im Sommer 2018 war eigentlich gar kein weiterer Einsatz des “Never-Forget-Tribute-To-Georg-Plasa-KW-Teams“ geplant. Aber Anfang September erhielt das Team von der FIA eine offizielle Einladung zum Hill Climb Masters im italienischen Gubbio.
Dazu konnten wir einfach nicht Nein sagen. Bereits als wir an unserem Truck das Vordach vor historischer Kulisse in der Altstadt von Gubbio aufbauten, flanierten die ersten Fans an unserem mobilen Paddock. Auch zahlreiche Bergsportler, die sich früher mit Georg heiße Duelle um die Bestzeiten lieferten, konnten es kaum erwarten, den BMW 320 Judd V8 endlich wieder live zu sehen.
Nach der ersten Streckenbesichtigung und den letzten Vorbereitungen für den Samstag ging es in aller Herrgottsfrühe mit dem BMW in Richtung Start. Der Start liegt auf 556 Meter über den Meeresspiegel. Bereits seit 1966 werden in Gubbio Bergrennen veranstaltet und 2018 feierte für das FIA Hill Climb Masters ein neues Streckenlayout Premiere. Auf insgesamt 3,3 Kilometern Länge schraubt sich der neue Kurs mit einer Abfolge von fast ausschließlich schnellen Kurven und fast keinen dazwischenliegenden Geraden sowie vier Haarnadelkurven und zig Vollgasbögen ins Ziel. Dabei müssen die Bergrennsportler 221 Höhenmeter mit einer durchschnittlichen Steigung von 6,1 Prozent überwinden
Ich konnte mich mit der neuen Strecke schnell anfreunden.Der BMW verabschiedete sich aus dem Trainingstag als schnellster Tourenwagen des gesamten Feldes – und das noch bei zig Kinderkrankheiten am Fahrzeug! Georgs Rennwagen auf Basis eines 28 Jahre alten Chassis konnte unglaublicher Weise mit der aktuellen Crème de la Crème des FIA Hill Climb Masters mithalten.
Der nächste Morgen. Es wurde ernst, der erste Wertungslauf stand an und bei uns stieg die Spannung bis ins Unermessliche. Dann schaltete die Ampel auf Grün und mit seinem einmaligen Sound, verstärkt durchs Echo der Berge, startete der Judd. Wir machten uns schon Gedanken wie schnell wir heute sein werden, und wie uns Georg von oben zusehen würde, mit einem Grinsen im Gesicht! Aber es sah leider nicht gut aus. Der BMW quälte sich mit extremem Schlupf den Berg hoch. Unsere Kollegen am Vorstart beobachten noch Funken unter dem Auto und ahnten nichts Gutes. Kaum war ich um die erste Kurve gebogen, sah und hörte unsere Vorstartcrew nichts mehr. Aber das gehört eben zum Sport. Aus. Vorbei. Kein Gipfelsturm. Schade. Aber so ist eben Motorsport.
Hier das Video dazu: